Intuitives essen ist gar nicht mal so leicht, wenn man von allen Seiten immer nur zu hören bekommt, wie man die Traumfigur erhält und auf Social Media schon wieder zwanzig Personen ihren neuen Diäterfolg, ihren Schrittzähler oder ihr „Trackingergebnis“ in die Kamera halten. Druck. Druck, von dem ich mich schon längere Zeit distanzierte. Nie habe ich solche Eindrücke selber geteilt, war aber sicherlich stärker davon betroffen, als manch einer denken mag.
Mindestens „so und so viele“ Schritte täglich, ein sportliches Ziel immer vor Augen und leider viel zu wenig Spaß am Essen. Ich denke, davon sind auch deutlich mehr Menschen betroffen, als man sich eingestehen möchte. Zumindest habe ich kaum jemanden kennengelernt, der nicht solche oder ähnliche Probleme bereits hatte oder teilweise immer noch hat.
Tja, herzlich Willkommen, denn mein Leben war geplagt von: Ängsten, Zwängen und Druck. Besser, schneller, härter. So viel schneller, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass ich immer wieder in andere Muster fiel und es mir damit überhaupt nicht gut ging.
Der Entschluss, etwas zu ändern, kam aus dem Beweggrund, dass ich nicht immer noch alles auf eine Waage legen oder bestimmten Zwängen nachgehen wollte, wenn ich mal älter bin. „Was mache ich, wenn ich wirklich mal einen Job habe, in dem ich nicht mehr so frei bin, wie jetzt?“, ging es mir häufiger durch den Kopf als ich zugeben möchte. Die Freiheit, meinen Zwängen nachzugehen, empfand ich natürlich als angenehm, schließlich verlief ja alles „nach Plan“. Dass der Plan nicht besonders intelligent war, fiel mir natürlich nicht auf. Schließlich trackt ja jeder! Und alle posten, wie sie abends noch in der Dunkelheit umherwandern, um ihr Schrittziel zu erreichen. Alles normal! Oder nicht?
Ganz schön anstrengend, dieser Lebensstil. Und wenige schaffen es, da wirklich eine gesunde Balance zu halten, denn schließlich ist an dem tracken von Nahrungsmitteln, also dem Kalorienzählen, und einem Schrittziel per se nichts schlechtes. Nur leider endet es eben oft genug, wie bei mir. So verbannte ich schon 2015 jeglichen Schrittzähler, jegliches „Fitnessarmband“ und blieb dank meiner Mutter auch standhaft, mir kein neues – vermeintlich harmloses – „Spielzeug“ zu kaufen.
Drei Jahre später entschied ich mich dazu, das Tracken auch an den Nagel zu hängen. Ich kann euch nicht genau sagen, was für den einzelnen besser funktioniert: Kalter Entzug und von heute auf morgen gar nicht mehr zählen oder langsames Ausschleichen. Das müsst ihr für euch selbst entscheiden. Ich hab damit begonnen, nur noch „hoch kalorische“ Lebensmittel zu wiegen. Erdnussbutter beispielsweise (denn seien wir mal ehrlich: eine Karotte mehr oder weniger macht natürlich nicht so viel aus, wie 2 EL Erdnussbutter mehr oder weniger).
Ein paar Monate später hat man sich natürlich an den neuen Umstand gewöhnt und so ließ ich das Wiegen komplett weg. Anfangs jedoch immer noch mit meinen „Gewohnheiten“, die ich mir über die Jahre angeeignet hatte. Von „intuitivem Essen“ kann da noch nicht die Rede gewesen sein.
Aber wie kommt man denn jetzt zum intuitiven essen?
Das ist, ehrlicherweise, ein langer Weg und ein Prozess, den ihr wirklich wollen müsst. Verabschiedet euch davon, dass es von heute auf morgen ein voller Erfolg sein wird – zumindest, wenn ihr auf der Schiene gewesen seid oder seid, auf der ich war: Essen muss funktionieren, nicht mehr und nicht weniger. Aber das ist nicht wirklich der Sinn von Essen, zumindest sehe ich das heute anders. Ich akzeptiere andere Meinungen natürlich, aber von exzessivem Kalorienzählen und anderen Zwängen halte ich mittlerweile relativ wenig.
Falls ihr noch tracken solltet oder anderen „Zwängen“ nachgeht, versucht diese nun nach und nach ausschleichen zu lassen bzw. aus eurem Leben zu entfernen. Gewöhnt euch erst an den neuen Zustand, beendet es lieber nach und nach als alles von jetzt auf gleich. Desto höher stehen die Chancen, dass ihr wirklich durchhaltet.
Danach solltet ihr natürlich immer noch auf eine ausgewogene, möglichst gesunde Ernährung achten, aber letztlich ist das Konzept einfacher als es zunächst scheint: Essen, wann man Hunger hat und aufhören, wenn man satt ist. Ja, natürlich esse ich immer noch gerne und nicht gerade wenig, aber zu meinem eigenen „Ernährungskonzept“ gibt es im nächsten Beitrag mehr.
Ich hoffe von Herzen, dass der Beitrag doch dem ein oder anderen helfen mag, auch wenn er sehr persönlich und nur von meinen eigenen Erfahrungen geprägt ist.
Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn es auch nur einer Person weiterhilft, ein Denkanstoß bietet oder jemandem zu mehr Lebensfreude verhilft.
Bis dahin, macht’s gut
eure Tabbi
sehnsuchtshunger98
Wenn ich das irgendwann schaffe, dann bin ich extrem glücklich 😀 Respekt! Das muss am Anfang echt schwierig gewesen sein.
Jenny
Danke für diesen Denkanstoß ♥️